Welt-Parkinsontag am 11. April 2019

Neue Hoffnung auf Stoppen der Krankheit

Kompetente Therapien ermöglichen weitgehend normale Lebenserwartung bei guter Lebensqualität – Suche nach immer präziseren Biomarkern zur Früherkennung – Neue Hoffnung auf Stoppen der Krankheit

Innsbruck/Salzburg/Wien, 10. April 2019 – Immer präzisere wissenschaftliche Erkenntnisse über das Entstehen der Parkinson-Krankheit, genetische Risikofaktoren und krankheitsauslösende Genmutationen, die Suche nach immer besseren Biomarkern zum Erkennen frühester Krankheitsveränderungen, neue Ansätze in der Früherkennung, innovative Therapieansätze mit dem Ziel der Krankheitsmodifikation, sowie die Bedeutung eines möglichst frühzeitigen Behandlungsbeginns dieser gut kontrollierbaren Krankheit: Das sind einige der Themen, auf die anlässlich des Welt-Parkinson-Tages 2019 die Österreichische Gesellschaft für Neurologie (ÖGN) und die Österreichische Parkinson Gesellschaft (ÖPG) hinweisen. Dieser Awareness-Tag will auf breiter Basis über diese Krankheit informieren und findet jeweils am 11. April statt, dem Geburtstag des britischen Arztes Dr. James Parkinson. Die Zahl der weltweit von der Parkinson-Krankheit Betroffenen wird auf über sechs Millionen geschätzt, was einer annähernden Verdreifachung seit 1990 entspricht, für die nächste Generation wird von einer nochmaligen Verdoppelung ausgegangen.

„Es gibt noch immer keinen Therapieansatz, der die Parkinson-Erkrankung stoppen oder umkehren kann. Doch inzwischen verfügen wir über zahlreiche Behandlungs-Optionen, mit denen wir die Krankheitssymptome dieser neurodegenerativen Erkrankung in unterschiedlichen Stadien gut kontrollieren können“, sagt ÖGN-Präsident Univ.-Prof. Mag. Dr. Eugen Trinka (Vorstand der Universitätsklinik für Neurologie, Salzburg). „Die Palette reicht dabei von Medikamenten, die über unterschiedliche Wirkmechanismen an den Symptomen ansetzen, bis hin zu invasiven Verfahren wie der Tiefen Hirnstimulation und Computer gesteuerten Pumpen, die Apomorphin oder L-Dopa abgeben.“ Viele Patienten profitieren zusätzlich von rehabilitativen Maßnahmen wie Physiotherapie, Logopädie oder Ergotherapie.

Prof. Poewe: Vielversprechende neue Entwicklungen für Betroffene

„Werden solche Möglichkeiten kompetent und individuell angepasst angewendet, kann in den allermeisten Fällen eine weitgehend normale Lebenserwartung und für viele Jahre bis Jahrzehnte auch eine gute Lebensqualität erreicht werden“, sagt o. Univ.-Prof. Dr. Werner Poewe (Direktor der Universitätsklinik für Neurologie, Innsbruck), Mitglied des wissenschaftlichen Beirats der ÖPG. „In den letzten Jahren ist durch zwei Entwicklungen neue Hoffnung für die Betroffenen entstanden, die Krankheit auch bremsen oder vielleicht sogar umkehren zu können.“

Zum einen sei es gelungen, zahlreiche genetische Risikofaktoren für die Parkinson-Krankheit sowie auch einzelne krankheitsauslösende Genmutationen zu finden. „Darauf aufbauend konnten wesentliche Mechanismen der Krankheitsentstehung aufgedeckt werden, woraus sich neue mögliche Therapieansätze mit dem Ziel der Krankheitsmodifikation ableiten lassen“, berichtet Prof. Poewe. „Im Zentrum dieser Bemühungen stehen Versuche, das bei der Parkinson-Krankheit in den Nervenzellen krankhaft abgelagerte Eiweißmolekül Alpha-Synuklein zum Behandlungsziel zu machen.“ Dabei werden verschiedene Ansätze verfolgt, unter anderem auch Immuntherapien gegen Alpha-Synuklein, die zurzeit in zwei großen internationalen Studien auf ihre krankheitsbremsende Wirkung untersucht werden.

Parallel zu diesen neuen therapeutischen Bemühungen hat die moderne Parkinson-Forschung in den letzten Jahren wichtige Fortschritte in der Früherkennung der ersten Krankheitsveränderungen gemacht. „Bis hin zur Identifikation von so genannten prodromalen Krankheitsstadien, in denen die Betroffenen noch keine typischen Symptome entwickelt haben, aber der zugrundeliegende Krankheitsprozess schon im Gang ist“, so Prof. Poewe. „Im Mittelpunkt der aktuellen Forschung steht die Suche nach noch besseren Biomarkern, die die frühesten Krankheitsveränderungen – noch vor dem Auftreten von Symptomen – im Nervensystem vom Betroffenen entdecken lassen.“

Zurzeit, so Prof. Poewe, „konzentrieren sich alle Hoffnungen auf ein Zusammentreffen von Früherkennung und erfolgreicher krankheitsmodifizierender Therapie als möglichen nächsten Durchbruch in der Behandlung dieser an Häufigkeit weltweit zunehmenden Krankheit.“

Erste Symptome möglichst bald neurologisch abklären

Treten Schwierigkeiten zum Beispiel beim Zuknöpfen von Kleidungsstücken auf oder wird die Handschrift unleserlich, so können das normale Altersphänomene sein, aber auch erste Anzeichen von Morbus Parkinson. Diese Krankheit schreitet langsam voran, durch das Absterben von Nervenzellen des Gehirns kommt es z. B. zu Symptomen wie verlangsamten Bewegungen, Muskelsteifigkeit, Zittern und/oder Gang- und Gleichgewichtsstörungen. „Solche Symptome sollten möglichst bald von einer Neurologin oder einem Neurologen abgeklärt werden, damit gegebenenfalls möglichst frühzeitig mit einer kompetenten und individuell angepassten Therapie begonnen werden kann“, so ÖGN-Präsident Prof. Trinka.

Quellen:

  • GBD 2016 Parkinson’s Disease Collaborators. Global, regional, and national burden of Parkinson’s disease, 1990-2016: a systematic analysis for the Global Burden of Disease Study 2016. Lancet neurology 17, 939-953, doi:10.1016/S1474-4422(18)30295-3 (2018).

 

  • Mahlknecht, P. et al. Prodromal Parkinson’s disease as defined per MDS research criteria in the general elderly community. Mov Disord 31, 1405-1408, doi:10.1002/mds.26674 (2016).

 

  • Chen-Plotkin, A. S. et al. Finding useful biomarkers for Parkinson’s disease. Sci Transl Med 10, doi:10.1126/scitranslmed.aam6003 (2018).

 

  • Poewe W, Seppi K, Tanner CM, Halliday GM, Brundin P, Volkamnn J, Schrag AE, Lang AE. Parkinson disease. Nat Rev Dis Primers 2017, March 23;3.17013. doi: 10.1038/nrdp.2017.13.